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Wann sind die Apostelstatuen auf dem Prager Orloj erschienen?

prùvod apoštolù

Die Prozession der Apostel, die in den zwei Fenstern jede Tagesstunde für etwa halbe Minute erscheinen, ist das größte Lockmittel für die Zuschauer und vor allem für die Touristen. Sie beenden ihr Defilee, dem für den Augenblick auch die belebten Figuren auf dem Orloj sekundieren: der Sensenmann, der Türke, die Habsucht und die Eitelkeit. Die Touristen klatschen und erst dann beginnt die Glockenschlagmaschine zu läuten. Für die astronomischen, Zeitmesser- und Kalenderfunktionen des Orlojs haben aber die Apostel keinerlei Bedeutung.

Die Besonderheit der Historie des Prager Orlojs ist die Tatsache, dass es nicht bekannt ist, wann die Apostelfiguren auf dem Orloj erschienen sind. Über diesen Fakt fehlen uns konkrete Angaben. Die einzige Sicherheit ist die, dass sie bei der Inbetriebnahme des Orlojs am 1. 1. 1866, nach einer umfangreichen Rekonstruktion, bereits in den Orloj Fenstern gewesen sind. J. Táborský führt in seinem Bericht über den Orloj (1570) direkt an, dass an dem Orloj keine Figuren sind, die nur zu Belustigung des Volkes als irgendwelches „Hampelmann-Theater“ dienen würden.. Er hat die Orloj-Konstruktion sehr detailliert beschrieben und es ist sehr unwahrscheinlich, dass er die existierenden, beweglichen Figuren ausgelassen hätte. Auch der Jesuit Bohuslav Balbín erwähnt anerkennend den Fakt, dass im Unterschied zu anderen, ähnlichen Werken im Ausland:“ ... auf dem Orloj gibt es keine überflüssigen und lächerlichen weltlichen Figuren, wie auf anderen Uhren, die von Jungen, unvernünftigen Kindern und Bauern bewundern.. solche läppische und künstliche Spielereien würden den Uhrenpreis auch nicht vergrößern“. Auch spätere Erwähnungen von einigen Wissenschaftlern und Reisenden erwähnen direkt keine die Apostel. Detal oken Hegerové 1793

Kleine Fensterchen gab es an dem Orloj bereits zu Zeiten des J. Táborský. Sie leiteten zum Werk das Tageslicht zu und hatten die übliche Form eines Fensters mit vertikalen Türbändern. So sind sie auch auf der Zeichnung von Filip und František Heger aus dem Jahr 1793, mit zwei Figuren in den offenen Fenstern, was von einigen Forschern für einen Beweis dafür gehalten wird, dass dort die Apostel bereits gewesen sind. Eine detaillierte Orloj-Dokumentation mit Beschreibung und Zeichnungen fertigte im Jahr 1828 der Uhrmacher Romuald Božek an. Auch er erwähnt keine beweglichen Statuen in den Fenstern. Es gibt aber einen kleinen Anhaltspunkt aus dem Jahr 1864. Einige Jahre untersuchte den Orloj detailliert der Uhrmacher Jan Prokeš aus Sobotka und unter großer Resonanz seitens der Öffentlichkeit stellte er in Prag das funktionsfähige Modell aus. In der zeitgenössischen Zeitschrift wird direkt erwähnt, dass:“ ... wenn zwölf Stunden geschlagen hat, erscheinen in zwei Fensterchen über dem Hauptzifferblatt zwölf Apostel, einer nach dem anderen...“ J. Prokeš wollte beweisen, dass er in der Lage ist, den Orloj zu reparieren und ihn nach einer langen Zeit wieder in Gang zu bringen. Wenn er die Reparatur bekommen hätte, könnte man sie ihm zuschreiben. Den Auftrag bekam er nicht, er regte aber wahrscheinlich die Prager Räte zu konkreten Taten zur Rettung des Orlojs an. Sein Modell verkaufte er und dies ist bis heute verschollen. Aber schon ein Jahr nach der Modellaufstellung hielt der Direktor der Prager Sternwarte J. G. Böhm die Anwesenheit der Apostel für ewig und wunderte sich, dass sie im Jahr 1570 schon J. Táborský nicht erwähnte. Der Kreis der Geschichte schließt sich so, ohne dass das Datum bestimmt wäre, das uns so interessieren würde. Wir halten dies für eins der Orloj-Geheimnisse.

Text, Foto und Animation: Stan. Marušák

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