Der Sonntagsbuchstabe war eins der Werkzeuge des mittelalterlichen Kalenders und diente zur Bestimmung des Namen des Tages in der Woche für das gegebene Datum. In diesem System ist dem 1. Januar der Buchstabe A zugeordnet, dem 2. Januar der Buchstabe B, usw. bis zu dem 7. Januar mit dem Buchstaben G. Der Zyklus dieser sieben Buchstaben wiederholt sich über das ganze Jahr. Dann ist der Sonntagsbuchstabe im gegebenen Jahr der, dessen Datum auf den ersten Sonntag im Januar fällt. Falls z.B. der Sonntag auf den 2. Januar fällt, ist der Sonntagsbuchstabe B, fällt der Sonntag auf den 6. Januar, ist dieser Buchstabe F. Im Jahr 2009 war der erste Sonntag der 4. Januar, der Sonntagsbuchstabe ist also das D. Für den Montag den 5. Januar war es der Buchstabe E, den Dienstag den 6.1. das F, auf Mittwoch den 7.1. fiel der Buchstabe G. Dem Donnerstag, dem 8.1. wurde wieder der Buchstabe A zugeordnet… usw.
Im Schaltjahr gelten zwei Buchstaben: der erste für Januar und Februar, der zweite für den Rest des Jahres. Für das nächste Jahr (falls es nicht das Schaltjahr ist) verschiebt sich der Zyklus um einen Buchstaben zurück, also wird im Jahr 2010 der Sonntagsbuchstabe das C, 2011 B, 2012 A und G, 2013 F…. . der Zyklus wiederholt sich nach 28 Jahren (Sonnenzyklus). Diese Vorgehensweise für die Festlegung des Sonntagsbuchstaben schaffte Luigi Lilio im Zusammenhang mit der Kalenderreform des Papstes Gregor XIII im J. 1582.
Die Orloj-Bediener erleichterten sich die Situation und schrieben die Tabelle der gültigen Sonntagsbuchstaben in das Orloj-Buch auf die Seite 50 ab. Zu Erklärung fügen wir noch zu, dass der Wechselzyklus der Sonntagsbuchstaben 28 Jahre lang ist, mit der Ausnahme für den gregorianischen Kalender für die durch 100 teilbare Jahre und nicht durch 400.
Falls wir die Jahreszahl mit 28 dividieren, gibt der um neun erhöhte Rest nach dem ganzzahligen Dividieren die Zeile in dieser Tabelle an. Weil der gregorianische Kalender das Einfügen der Schaltjahre präzisierte, bekommen wir verschiedene Sonntagsbuchstaben für die Jahreszahl nach dem julianischen und dem gregorianischen Kalender. Es muss noch bemerkt werden, dass der Schreiber bei der Abschrift der Tabelle einen Fehler machte und die 3. Spalte wieder überschrieb "Litera Domini : Anni Juliani" statt "Gregoriani". Es ist aber sicher, dass die dritte Spalte die Sonntagsbuchstaben für den gregorianischen Kalender beinhaltet.
Der Taschenrechner, entsprechend der angegebenen
Tabelle für das 17. Jahrhundert (bzw. für die Jahre 1601 - 1699).
Den Sonntagsbuchstaben zeigt der Orloj nicht an. Er wurde für jedes Jahr bekannt gemacht und ausgehängt. Er ist auf der Kalenderplatte aufgeschrieben und ermöglicht die Anzeige des Tages in der Woche und des Tages im Monat mit einem Zeiger. Sie können sich seine Funktion im Simulator des Kalendariums anschauen.
Text: Petr Král